Elternbefragung von4nach5 in Köln – Qual der Wahl?

14.11.2022|11:30 Uhr

Für die Weiterentwicklung der Schullandschaft in der Sekundarstufe I soll der Elternwille eine wichtige Rolle spielen – das ist Konsens in der Stadt Köln und hat Konsequenzen für die Schulentwicklungsplanung. Welche Informationen sind Eltern bei der Wahl einer weiterführenden Schule wichtig? Welche Überlegungen treiben sie um und fließen in die Entscheidung mit ein? Um mehr darüber zu erfahren, wurde das WIB – Wuppertaler Institut für bildungsökonomische Forschung der Bergischen Universität Wuppertal mit der Konzeption und Durchführung einer Online-Befragung der Erziehungsberechtigten aller Grundschulkinder beauftragt. Nun liegen die Ergebnisse vor.

Grafik: Stadt Köln

In der Elternbefragung von4nach5 wurden im Januar 2022 Informationen zu erwarteten Schulformempfehlungen und wahrscheinlichen Schulwahlentscheidungen sowie Motiven der elterlichen Schulwahl erhoben. „Die Ergebnisse der Elternbefragung von4nach5 geben wertvolle Hinweise für die schulpolitische Planung, spiegeln aber natürlich auch die Rahmenbedingungen der Schullandschaft der Stadt Köln wider – dies sollte bei der Interpretation der Befragungsergebnisse berücksichtigt werden“, erläutert Prof. Dr. Kerstin Schneider vom WIB.

Aktuell erhält mehr als die Hälfte der Kölner Grundschulkinder mindestens eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung. Von diesen Kindern gehen mehr als 90% auf ein Gymnasium über. Für Schüler*innen mit einer Real- oder Hauptschulempfehlung ist die Gesamtschule eine besonders beliebte Option. Sowohl an den Gymnasien als auch an den Gesamtschulen reicht das derzeitige Schulplatzangebot in Köln aber nicht aus. Da Schüler*innen auch nach dem Übergang in die Sekundarstufe I tendenziell in ihrem sozialen Umfeld bleiben, seien Entscheidungen über den Standort von neuen Schulen wichtig für die Weiterentwicklung der Schullandschaft, kommentieren die Wissenschaftlerinnen.

Wichtig: Soziale Mobilität

An der Online-Befragung von4nach5 haben sich 6.476 Eltern (16%) von Grundschulkindern in Köln beteiligt. „Dies entspricht den Erwartungen und die Belastungen der Familien während der Coronapandemie haben den Rücklauf sicherlich nicht erhöht. Natürlich haben wir dies in unseren Auswertungen berücksichtigt“, erklärt Dr. Anna Makles.

Da mehr als die Hälfte aller Eltern für ihr Kind das Abitur anstrebt, überrascht es nicht, dass das Gymnasium aus Sicht der Eltern die wichtigste Schulform ist, gefolgt von der Gesamtschule. Dies spiegelt sich dann auch im Wahlverhalten wider. Real- aber insbesondere Hauptschulen sind seltener die Wunschschulform. Eltern orientieren sich überwiegend an der Schulformempfehlung und setzen sich dann intensiv mit dieser Schulform auseinander. „Die Hauptschule wird von Familien aus Grundschulen mit besonderen Herausforderungen positiv bewertet, aber auch Familien mit Gymnasialwunsch unterstützen das mehrgliedrige Schulsystem“, ergänzt Dr. Monika Piegeler.

Ein wichtiges Thema im Kontext von Schulwahl im mehrgliedrigen Schulsystem ist die soziale Mobilität: Erwartungsgemäß ist der Wunsch der Eltern, den erreichten Status im Bildungsabschluss zu erhalten, bei Grundschulen mit wenigen sozialen Herausforderungen besonders ausgeprägt, während sich Eltern der Grundschulkinder von Schulen mit vielen Herausforderungen für ihre Kinder einen Bildungsaufstieg wünschen.

Auswahlkriterium: Qualität der Lehrkräfte

Auch wenn die bildungspolitische Diskussion häufig auf die Schulformdiskussion reduziert wird, sind für Eltern auch andere Kriterien sehr wichtig. Für die meisten Eltern ist die Qualität der Lehrkräfte das wichtigste Kriterium bei der Auswahl einer Schule. Auch die Aspekte ‚Soziales Umfeld der Schule‘, ‚Wunsch des Kindes‘, ‚bisherige schulische Leistungen des Kindes‘ und der ‚Schulweg‘ haben einen hohen Stellenwert. Qualität von Schule ist den Familien wichtig, aber auch schwer zu erfassen. Hier wären Indikatoren hilfreich, an denen sich Familien orientieren können, schlagen die Wissenschaftlerinnen vor.

Schließlich bestätigt von4nach5 die Vermutung, dass Kinder in Grundschulen mit vielen Herausforderungen durch die pandemiebedingten Einschränkungen des Schulbetriebs stärker betroffen waren. Die Bewältigung dieser Pandemiefolgen erfordert somit eine differenzierte Unterstützung der Schulen. „Die Stadt Köln ist sehr heterogen, das ist eine Herausforderung für die Schulentwicklungsplanung. Die Wünsche der Familien können diese Prozesse konstruktiv unterstützen“, fasst Kerstin Schneider zusammen.

Die Elternbefragung von4nach5 wurde von der Stadt Köln in Auftrag gegeben. Weitere Informationen zum Projekt: https://www.wib.uni-wuppertal.de/de/von4nach5/projekt/

Kontakt:
wib[at]wiwi.uni-wuppertal.de

Info-Box

Das WIB – Wuppertaler Institut für bildungsökonomische Forschung ist ein Forschungsinstitut der Bergischen Universität Wuppertal. Das WIB forscht zu bildungsökonomischen Themen und berät Bildungspolitik. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

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