19. Sitzung des Hochschulrates vom 24.02.2012
Stellungnahme des Hochschulrates zum Quartalsbericht 04/2011
Das Rektorat berichtete u.a. über die finanzielle Situation der Bergischen Universität. Derzeit klagen viele Universitäten im Land über Finanzprobleme. Die hierfür geltend gemachten Faktoren wie z.B. die unvollständige Kompensation der abgeschafften Studienbeiträge über den Landeszuschuss oder Lohn- und Gehaltssteigerungen betreffen alle Hochschulen.
Im Fall der Bergischen Universität kommen indes noch weitere, standortspezifische Faktoren hinzu, welche das Strukturdefizit höher als an anderen Standorten ausfallen lassen. So hatte die Universität 2002 infolge des sogenannten Weiler-Prozesses ein vom Land aufgesetztes Stellenmoratorium zu verkraften. Dieses hatte zum einen zur Folge, dass die Bergische Universität in den Jahren 2002-2010, als viele Professuren unbesetzt blieben, in dem vom Land eingeführten Leistungsorientierten Wettbewerb der Universitäten (LOM) zunächst zurückgefallen war und deshalb finanzielle Einbußen zu erleiden hatte. Gleichzeitig sah sich die Universität in den vergangenen Jahren, nach Beendigung des Stellenmoratoriums, mit einer hohen Berufungsquote konfrontiert (bis zu 40 Neuberufungen pro Jahr). Da jede Berufung in der Startphase erhöhte Kosten (sogenannte Berufungskosten) verursacht, hatte die Bergische Universität – bei gleichzeitigen Verlusten in der LOM – ein über das übliche Maß (ca. 10 Berufungen pro Jahr) hinausgehenden Finanzbedarf, um diese notwendigen Besetzungen zu finanzieren.
Heute stellt sich die Bergische Universität in allen relevanten Indikatoren als potenter Wettbewerber im Kreis der NRW-Universitäten dar und verfügt über ein insbesondere für Studierende attraktives Angebot. So wuchs die Universität allein in den vergangenen drei Jahren von 13.500 auf 16.500 Studierende. Die als Forschungsindikator vom Land herangezogenen Drittmittel haben sich von ca. 14 Mio. Euro auf heute über 25 Mio. Euro gesteigert. Zudem sind die weiteren Aussichten auf die kommenden Jahre überaus positiv.
Trotzdem sieht sich die Universität in einer schwierigen finanziellen Lage. Nicht nur die hohe Berufungslast, auch die hohen Baukostenzuschüsse zu den vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) als Bauherrn und Eigner durchgeführten Bau- und Sanierungsarbeiten (die Hochschulen in NRW sind nur Mieter ihrer Gebäude) sind hierfür ursächlich zu nennen. Zudem basiert die Zuweisung des Landes an die Universitäten auf Kennzahlen, die in der Regel zwei bis vier Jahre alt sind. Mit Blick auf die Bergische Universität, die in den vergangenen vier Jahren teils Wachstumsraten von 30 % jährlich in den verschiedenen Indikatoren zu verzeichnen hatte, wirkt sich dieses Rechenmodell für die Hochschulfinanzierung natürlich besonders schädlich aus. Zur Überwindung des strukturellen Defizits werden daher derzeit Gespräche mit dem Wissenschaftsministerium geführt. Die Gespräche sollen im März und April fortgesetzt werden.
Erfreulich gestaltet sich die Entwicklung im Bereich „Forschung“: So wurden gleich zwei Wissenschaftler der Bergischen Universität in das Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgenommen. Darüber hinaus fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zwei neue Großprojekte im Bereich der Bildungswissenschaften. Gleichfalls berichtet werden konnte, dass das neue NRW-Leitmarktmanagement Informations- und Kommunikationstechnologie künftig durch die Bergische Universität koordiniert werden wird.
Vertragsunterzeichnung im Gästehaus zwischen dem Forschungszentrum Jülich und der Bergischen Universität Wuppertal.
Foto Michael Mutzberg
Mit dem Forschungszentrum Jülich wurde ein Rahmenkooperationsvertrag geschlossen. Der Vertrag sieht eine Zusammenarbeit in den Themenfeldern „Supercomputing und Simulation, insbesondere im Bereich Bevölkerungsschutz“, „Computergestützte Theoretische Physik, Exascale Computing, Lattice QCD sowie die Entwicklung Energie-effizienter Supercomputer für Exascale“, „Atmosphärenforschung“ sowie „Experimentelle und Theoretische Hadronenphysik“ vor. Weiterhin soll in den Bereichen der Lehre und Ausbildung, insbesondere der Doktorandenausbildung, sowie Services kooperiert werden. Der Rahmenkooperationsvertrag ermöglicht ferner die Einrichtung (weiterer) W-Professuren nach dem sogenannten Jülicher Modell sowie den Zusammenschluss von Einrichtungen beider Vertragspartner in Virtuellen Instituten.
Im Bereich Lehre wurde berichtet, dass sich die Bergische Universität in der zweiten Bewilligungsrunde des deutschlandweiten Wettbewerbs im Rahmen des „Qualitätspakts Lehre“ um Fördermittel des Bundes durchgesetzt hat. Ab dem Sommersemester 2012 erhält die Universität für die Umsetzung ihres Konzeptes für bessere Studienbedingungen bis zu acht Millionen Euro für fünf Jahre. Bei weiterhin erfolgreichem Projektverlauf kann sich die Förderdauer auf zehn Jahre verlängern.
Weitere Berichtspunkte waren die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Altkanzler Dr. Peters, der von 1972-2001 Gründungskanzler der Universität war, die Einrichtung von vier neuen Studiengängen (M.A. Erziehungswissenschaften: Bildungstheorie und Gesellschaftsanalyse; M.A. Strategic Innovation in Products & Services; Kombi-B.A. Teilstudiengang Design interaktiver Medien; Kombi-B.A. Teilstudiengang Design audiovisueller Medien), die Verleihung des „Lehrlöwen 2011“ sowie die Bewerbung der Bergischen Universität für die „Highlights der Physik 2013“.
Vorstellung des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Bergischen Universität
Für die Sitzung vom 24.02.2012 hat der Hochschulrat den Vorstand des Allgemeinen Studierendenausschuss eingeladen, das Gremium vorzustellen. Der AStA nahm die Einladung an; Sebastian Richter, Mitglied des Vorstands des AStA, stellte das Vertretungsorgan der Studierendenschaft vor.
Herr Richter erläuterte dem Gremium den organisatorischen Aufbau des AStA, dessen jährliches Budget sich auf ca. 9,2 Mio. Euro beläuft. Der größte Teil hiervon entfällt auf das Semesterticket für die ca. 16.500 Studierenden der Bergischen Universität. Der eigentliche Semesterbeitrag für den AStA beläuft sich dagegen auf ca. 14 Euro / Studierendem und Semester.
Der AStA sorgt für eine Reihe von Serviceangeboten für die Studierenden. Hierzu zählen BaFöG- und Sozialberatung, Rechtsberatung (durch einen Juristen), Darlehensvergabe in sozialen Härtefällen sowie die Rückerstattung der Gebühren für das Semesterticket in entsprechenden Fällen. Des Weiteren unterhält der AStA einen Schreibwarenladen, führt eigene Kulturveranstaltungen durch und trägt zur Finanzierung der Krabbelgruppe „Uni-Zwerge“ (Kindergarten auf dem Hochschulgelände) bei. Auch unterhält der AStA eine eigene Zeitung für Studierende der Bergischen Universität.
Zur Kontrolle des AStA – die Studierendenschaft ist nach dem Hochschulgesetz eine rechtsfähige Gliedkörperschaft der Universität – tragen bei das Studierendenparlament, der Landesrechnungshof, die Finanzämter sowie das Rektorat der Bergischen Universität.
Die Amtszeit des AStA beläuft sich auf ein Jahr. Zu den Zielen des aktuellen AStA gehört insbesondere die Einführung einer „Uni-Card“, welche verschiedene Funktionen wie Bibliotheksausweis, Semesterticket, Mensakarte etc. auf einer Karte bündeln soll.
Darüber hinaus bestehen bei den Studierendenvertretern Überlegungen, durch Verschiebung der Wahl des Studierendenparlaments von Ende des Sommersemesters auf Beginn des Wintersemesters die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Für die in der Vergangenheit meist niedrige Wahlbeteiligung ist nach Meinung der Studierendenvertreter unter anderem verantwortlich, dass im Sommersemester – bedingt durch den Studienverlauf – meist deutlich weniger Studierende an der Universität eingeschrieben sind und viele Studierende vor allem auf ihre Prüfungen konzentriert sind. Eine Verlegung des Wahltermins an den Beginn des Wintersemesters würde insbesondere auch neuen Studierenden eine Möglichkeit geben, sich an den Wahlen zu beteiligen.
Weitere Ziele sind die Zusammenarbeit mit dem Hochschulsozialwerk im Zusammenhang mit der Krabbelgruppe „Uni-Zwerge“, die Unterstützung des Hochschulsports sowie die Verbesserung des ÖPNV zwischen Stadtmitte und den Universitätsstandorten.
Der Hochschulratsvorsitzende dankte Herrn Richter im Namen des Gremiums für seinen informativen Vortrag.
Beteiligung der Bergischen Universität an der Ressourceneffizienz GmbH
Der Rektor stellte dem Hochschulrat das Konzept der geplanten Gesellschaft vor. Die Bergische Universität wird als Gesellschafterin im Wesentlichen das wissenschaftliche Knowhow einbringen. Der Gesellschafteranteil beträgt 12,5 %.
Der Hochschulrat stimmt der Beteiligung der Bergischen Universität an der Bergischen Ressourceneffizienz GmbH einstimmig zu.
Vorläufiger Jahresabschluss 2011: Gewinn- und Verlustrechnung
Kanzler Dr. Kischkel stellte den vorläufigen Jahresabschluss 2011 vor. Der Hochschulrat nahm den Bericht zustimmend zur Kenntnis.
Die nächste Sitzung des Hochschulrates findet am 02.05.2012 statt.