Prof. Andreas Kalweit / Industrial Design
Foto: UniService Transfer

Mit gestalterischem Denken die richtigen Fragen stellen

Professor Andreas Kalweit möchte Industrie und Design zusammenbringen

Angefangen hat alles mit einem Rollstuhl. „Das war ein Schlüsselerlebnis“, sagt Professor Dipl.-Ing. Dipl.-Des. Andreas Kalweit und erzählt, wie er zu seinem Industrial Design-Studium kam. Eine Schlosserlehre bildete die solide Grundlage, mit der er zunächst in den elterlichen Betrieb einstieg, den er später dann übernehmen sollte. Doch das war nicht sein „Ding“ betont der gebürtige Hülser und unterstreicht sofort, dass „nach einigen Diskussionen“ seine Eltern den Weg des Sohnes vorbehaltlos unterstützten, welcher ihn zunächst an die FH Niederrhein führte, an der er Maschinenbau studierte.1995 schloss er mit Auszeichnung ab, wechselte nach Essen und setzte bis 2002 noch ein Industrial-Design Studium drauf.

Angefangen hat alles mit einem Rollstuhl

Ein Rollstuhl war es schließlich, den er im Maschinenbau konstruieren sollte und der, egal welche konstruktiven Merkmale der Student umzusetzen versuchte, immer nur „schlecht“ aussah. Das war so eine Art Initialzündung, die ihn zum Industrial Design führte; eine Entscheidung, die er immer wieder treffen würde. Kalweit liebt die gestalterischen Möglichkeiten, in denen er ein immenses Potential sieht, von dem die Industrie noch überzeugt werden will.

Viele Unternehmen sehen Design bestenfalls auf der Kostenstelle, es fehlen Berechnungsmethoden und den Anteil am Erfolg weist niemand aus, doch der Designer weiß, dass es zunächst darum geht, herauszufinden, „welche Bedürfnisse Unternehmen haben“. Dazu wird zurzeit ein spannendes Promotionsthema in der Abteilung Industrial Design bearbeitet, in dem es herauszufinden gilt, wie Industriedesigner und Unternehmen zusammenfinden können

„Design kann viel mehr leisten, nämlich ein ganzes Unternehmen auf eine neue Ebene bringen. Dazu braucht es allerdings einen Designertypus, der diesen Anspruch glaubhaft vertritt und den Unternehmen zeigt, dass Design zwar etwas kostet, aber das Fehlen von Design noch viel teuer wird“
(aus: Peter F. Stephan im Interview / Revue für postheroisches Management/ Heft 8)

Eine gute Ausbildung ist das A & O weiß Kalweit aus eigener Erfahrung
und „möchte Studierende dazu befähigen, gestalterisch zu denken“.

Dabei setzt er seine Mehrfachqualifikation besonders in der Vermittlung zwischen Konstruktion, Design und Fertigung im Rahmen seiner Lehrtätigkeit ein, um die Studierenden auf die zukünftigen Anforderungen vorzubereiten. Kalweit kennt die immer kürzer werdenden Produktzyklen und deren stark dynamischen Märkte, in denen die Designer sich bewegen.

Spiel mit den Sinnen

Und doch will er entschleunigen. Er erinnert sich in diesem Zusammenhang an sein eigenes Schulleben und erzählt von den Erfahrungen seiner schulpflichtigen Tochter, bei der, in dieser „schnelllebigen Zeit“, durch immer mehr Lernen das Spiel mit den Sinnen zu kurz kommt. Und gerade da liegt im Industrial-Design der Reiz. In einem Interview sagt Kalweit auf die Frage: “Welche Qualifikation erwarten Sie von Mitarbeitern?“, sie sollen vor allem „die richtigen Fragen stellen“, womit er Design als gestalterisches Denken versteht, dass sich vom bloßen Nachbau ohne eigene Idee abhebt. Es geht um eine Philosophie, die jeder Designer mit in den Schaffungsprozess einbringt und auf die sich der Auftraggeber einlassen muss.

Ein weiter Weg, den er mit Know-how beschreitet. Bereits 2006 veröffentlicht er mit drei weiteren Herausgebern ein „Handbuch für technisches Produktdesign“, in dem er Wissen über Eigenschaften von Materialien und Verarbeitungsverfahren für Designer und Ingenieure fachübergreifend vermittelt.

E-Mobilität durch diebstahlsicheren Drahtesel

Im Transfer schätzt er den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Fakultäten sowie die Möglichkeit der Berichterstattung von Transferprojekten.

Ein Projektbeispiel zu Transportsystemen in urbanen Bereichen und deren Sicherheit, beschäftigt ihn dabei besonders.

Kann man beispielsweise ein diebstahlsicheres Fahrrad konzipieren? Diese Frage würde den in Düsseldorf ansässigen Akademiker sogar persönlich interessieren. Nachdem ihm drei Mal das Fahrrad vor dem Haus gestohlen wurde, trägt er den Drahtesel nun zur Sicherheit immer in seine Wohnung im dritten Stock. Eine Lösung ist in Arbeit.

Uwe Blass (Gespräch vom 31.05.2017)

Andreas Kalweit (*1968) ist diplomierter Maschinenbauingenieur und Industrial Designer mit handwerklicher Fachausbildung, der seine Mehrfachqualifikationen an der Schnittstelle zwischen Design und Engineering für die Industrie und in der Forschung einsetzt.

Seine langjährigen Erfahrungen als Konstrukteur, Designer und Unternehmer sammelte er als Inhaber einer Designagentur in zahlreichen Industrieprojekten für namenhafte, international agierende Unternehmen und als Besitzer einer tradierten Familienmanufaktur.
Seit 2012 ist Andreas Kalweit Professor für »Manufacturing & Material Science - Schwerpunkt Konstruktionstechnik und -systematik im Design« an der Bergischen Universität Wuppertal. Seine Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte liegen in der Fertigungs- und Materialtechnologie, Konstruktionssystematik und Innovationsentwicklung für industriell hergestellte Produkte. Er ist Gründungsbeteiligter diverser Institute und regelmäßig als Jurymitglied aktiv, beispielsweise für den iF Design Award, den BRAUN Design Award und den CORE77 Award.

https://www.uwid.uni-wuppertal.de/uwid/professoreninnen.html?tx_mwuwidfeusersext_pi1%5BshowUid%5D=19&tx_mwuwidfeusersext_pi1%5Bview%5D=list

 

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