
Durch die Linse von Kurt Keil – Fotoausstellung Johannes Rau
Jako Plaß, Dr. Carmen Pérez González, Thea Schneider
Foto: UniService Third Mission
Durch die Linse von Kurt Keil – Revisiting Johannes Rau
Die Bergische Universität zeigt die erste Ausstellung der nah-am-Menschen-dran- Bilder des Fotografen Kurt Keil
Seit 2021 befindet sich der Nachlass des Wuppertaler Fotografen Kurt Keil im Universitätsarchiv an der Gaußstraße. Die Archivarin Dr. Friederike Jesse stellte den Kontakt zu der Fotohistorikerin Dr. Carmen Pérez González her, die im Fach Wissenschafts- und Technikgeschichte mehrere Lehraufträge hat. Gemeinsam mit Studierenden nahm sich González der Sammlung an, sortierte und kuratierte die immense Vielfalt der Objekte, die nun in einer ersten Ausstellung über den früheren Wuppertaler Bürgermeister und späteren Ministerpräsidenten sowie Bundespräsidenten Johannes Rau gezeigt werden. Vom 21. Mai bis zum 11. Juli können interessierte Bürger*innen diese Ausstellung mit dem Titel Durch die Linse von Kurt Keil – Revisiting Johannes Rau von montags bis freitags in der Zeit von 09.00 Uhr bis 16.00 Uhr bei freiem Eintritt im Johannes-Rau-Zentrum an der Rainer-Gruenter-Straße besuchen.

Kurt Keil vor einem Exponat seiner Ausstellung
1992 in der Stadtsparkasse Wuppertal.
Foto: Kurt-Keil-Archiv
Durch die Linse von Kurt Keil
Unter der Leitung von Dr. Carmen Pérez González arbeiteten vor allem die Studierenden Thea Schneider und Jako Plaß federführend an dieser ersten Ausstellung mit, die von weiteren sieben Studierenden tatkräftig unterstützt wurden. „In den Seminaren, die zur Vorbereitung der Ausstellung dienten, ging es erst einmal darum, den Bestand zu sichten und ein bisschen zu sortieren“, sagt Thea Schneider, „und dann war ganz schnell klar, wir haben hier einen riesigen Bestand und wir müssen daraus etwas machen. So entstand die Idee der Ausstellung.“ Um als Student jedoch aktiv an der Planung daran teilnehmen zu können, mussten als Voraussetzung angebotene Übungen besucht werden, in denen man das Kuratieren und die Archivarbeit lernte. „Das macht auch Sinn“, stimmt Jako Plaß zu, „denn am Anfang schaut man viel im Archiv und bekommt dann auch eine Idee und ein Gespür für die Arbeit. Dann finden sich auch die Themen einfacher.“ Schnell fand sich ein übergeordneter Titel, unter dem die erste Ausstellung - weitere Ausstellungen sind in Planung - präsentiert werden soll: Durch die Linse von Kurt Keil…
Vorbild war Ausstellung in der Stadtsparkasse Wuppertal 1992
Grundlage der neuen Präsentation sind Bilder und Texte einer Ausstellung von 1992 in der Stadtsparkasse Wuppertal, die Kurt Keil selber kuratierte. „Tatsächlich sind es über 1300 Exponate“, erzählt Schneider, „sowohl Bilder, als auch Zeitungsseiten. Die kamen im Archiv in Umzugskartons an. Pro Jahr jeweils mindestens ein Karton von 1967 bis 1992, und alle gefüllt bis obenhin.“ Um herauszufinden, wie die Ausstellung damals in der Umsetzung auch wirklich aussah, durchforsteten die Studierenden auch das Negativarchiv. „Das vermittelte noch einmal einen anderen Eindruck von der damaligen Ausstellung mit der Gestaltung der Wände durch Kurt Keil“, sagt Plaß.
Hilfe von Zeitzeugen
Alle Studierenden gehören zweifelsohne zu einer Generation, die weder Kurt Keil noch Johannes Rau kennengelernt haben. Da stellt sich die Frage, wie man Personen oder Situationen erkennt und einordnet, die auf einem Bild zu sehen sind. Dazu Schneider: „Einmal haben wir natürlich Glück gehabt, weil Kurt Keil ein sehr organisierter Mensch war und die Bildunterschriften auch auf die Rückseite geklebt hat. Zusätzlich gibt es auch einen Bildband ´Wuppertaler Zeitgeschehen`, in dem uns Kurt Keil quasi selbst erzählt, was wir sehen. Das wird dann noch ergänzt durch wahnsinnig engagierte Kollegen von ihm.“ Die Ausstellungsmacher trafen sich mit drei Fotografen, die Kurt Keil noch persönlich kannten, darunter der Journalist Stephan Heuschen sowie der heute noch für die Westdeutsche Zeitung arbeitende Andreas Fischer. „Marion Keil, die Tochter, war auch bereits fünf Mal bei uns, hat uns auch in ihr Elternhaus eingeladen und konnte viele Hintergrundinformationen geben, weil sie selber oft dabei war.“ Da Schneider und Plaß auch Geschichtsstudierende sind, konnten Sie vieles eigenständig recherchieren.
Enge Beziehung zu Johannes Rau
Der Ausstellungsschwerpunkt kristallisierte sich sehr schnell heraus, denn von Anfang an war Johannes Rau ein zentrales Thema bei Kurt Keil. Auch durch die Gespräche mit der Tochter wurde deutlich, dass die Beziehung der beiden Männer sehr persönlich und freundschaftlich war. Dazu Schneider: „Johannes Rau hat ihn für Pressetermine gezielt angefragt.“ Auch seinen Bildband, den Keil an Rau geschickt hatte, wurde von diesem akribisch Korrektur gelesen und mit Anmerkungen versehen. „Das hat Kurt Keil dann doch sehr beeindruckt, dass Johannes Rau sich die Zeit genommen hatte“. Die Tatsache, dass die Ausstellung auch im Johannes-Rau-Zentrum der Bergischen Universität umgesetzt werden konnte, war ein weiterer Grund mit den Bildern des Universitätsgründers zu beginnen, erklärt die Projetleiterin. So erleben die Besucher die Ausstellungsexponate im Umfeld von Johannes Raus` Büchersammlung, die teilweise mit Widmungen prominenter Politiker und Künstler in Dauerausstellung dort zu sehen ist.
Schunkeln mit Pina
Sicher handelt es sich bei den ausgestellten Fotos meist um Pressefotografien. „Aber dadurch, dass die Beziehung freundschaftlich war, sind es keine gestellten Aufnahmen“, erklärt Schneider, „es werden persönliche Momente. Das ist dann zum einen Johannes Rau in einer Menschenmenge, aber z. B. auch, wie er mit einer lächelnden Pina Bausch zur Musik schaukelt. Es sind ganz viele „Die Bilder sind meist ganz nah am Menschen dran. Das ist schon etwas Besonderes.“ Jako Plaß ergänzt: „Es gibt ein Bild, da hält Johannes Rau einen Rosenstraß hoch in einer Menschenmenge. Das steht auch für einen SPD-Wahlkampf, den man sich heute nicht mehr so vorstellen kann, also das Spitzenpolitiker so nah am Bürger sind. Gerade heute habe ich den Eindruck, dass Politik nicht mehr das ausstrahlt, was diese Bilder transportieren.“ Kurt Keil hatte zweifelsohne ein Talent, Menschen vor die Kamera zu holen. „Was wir immer wieder gehört haben“, sagt Schneider, „war, dass er zwar ein bisschen direkt war, aber immer gut ankam und auch immer freundlich war.“

Plakat zur Ausstellung
Die Ausstellung im Johannes-Rau-Zentrum
Thea Schneider fasst die Ausstellung Durch die Linse von Kurt Keil – Revisiting Johannes Rau so zusammen: „Es ist eine Reise durch die Zeit von Johannes Raus Wirken, aber durch die Linse von Kurt Keil. Es ist nicht nur eine Geschichte über Fotografie, sondern es ist auch eine Zeitungsgeschichte. Wir haben also die Bilder in den Zeitungsartikeln, zeigen aber auch Alternativbilder, die damals nicht genutzt wurden. Man kann sich dann selber fragen, warum die Alternativen nicht gedruckt wurden.“ Und die Besucher lernen sogar etwas über ihre Stadt. „Es geht auch um Themen und Debatten, die im Stadtraum stattgefunden haben, die man heute nicht mehr wahrnimmt“, sagt Plaß zum Schluss.
Weitere Ausstellungen mit anderen Schwerpunktthemen unter dem Titel Durch die Linse von Kurt Keil sind in Arbeit und werden in Zukunft an unterschiedlichen Orten in Wuppertal präsentiert.
Uwe Blass
Dr. Carmen Pérez González ist Astrophysikerin, Fotohistorikerin und Lehrbeauftragte im Fach Geschichte der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften an der Bergischen Universität.
Thea Schneider und Jako Plaß studieren M.A. Wissenschafts- und Technikgeschichte an der Bergischen Universität.