Diskussion
Gleichstellung und Vielfalt unter Druck: „Zukunftsforum Demokratie“ warnt vor Rückschritt

Soziologin Prof. Jutta Allmendinger war zu Gast im Zukunftsforum Demokratie. // Fotos Michael Mutzberg
Die Grundprinzipien der Demokratie stünden unter massivem Druck; Wissenschafts-, Presse- und Meinungsfreiheit seien bedroht, so die Professorin für Bildungssoziologie und Arbeitsmarktforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin und langjährige Leiterin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung bei der Diskursveranstaltung am 27. Mai. In den USA, wo Präsident Donald Trump Diversitätsprogramme stoppt, ausländische Studierende ausschließt und Universitäten Gelder streicht, entstehe eine Kultur der Angst. Doch auch beim Blick in die Wahlprogramme hiesiger Parteien ist Jutta Allmendinger besorgt. „Die Themen Gleichstellung, Vielfalt und Integration könnten gar nicht wichtiger sein. Vertrauen, Zusammenhalt und Solidarität sind die Grundlage eines gemeinsamen demokratischen Verständnisses.“


Die Autorin des Buchs „Es geht nur gemeinsam! Wie wir endlich Geschlechtergerechtigkeit erreichen“ blickt beim Thema Gleichstellung weit über das Geschlecht hinaus, bezieht zahlreiche andere Ungleichheitsdimensionen ein, die eng miteinander verknüpft sind. Bei der Diskussion über Teil- und Vollzeitarbeit müsse unbezahlte Care-Arbeit mitgedacht werden; sie wünscht sich ein Tätigkeits- statt eines Erwerbskonzepts, das unterschiedliche Phasen des Lebens berücksichtigt. Bildungsarmut müsse bekämpft werden, indem Kinder möglichst früh gefördert und Stadtviertel vielfältiger werden. Derzeit richte sich die Politik stark an den bevölkerungsreichsten, älteren Gruppen aus. Dabei sei die möglichst frühe Heranführung junger Menschen an die Demokratie, die ihre Zukunft mitgestalten, das A und O. Der Appell von Jutta Allmendinger: „Wir haben Handlungsspielräume, die Gleichstellung und unsere Demokratie zu stärken – wir müssen sie nur nutzen.“
Rektorin Prof. Dr. Birgitta Wolff dankte der zeitweiligen akademischen Weggefährtin für die mahnenden Worte ebenso wie für deren häufige Verweise auf spannende Studien zu teils klaffenden gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten. Zahlreiche Publikumsfragen an die Expertin machten klar: Antidiskriminierende Errungenschaften zu verfechten, ist die Basis für zukünftige gesellschaftliche Stabilität und keine Selbstverständlichkeit.
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