Fünf Fragen an ... Tobias Klinke
Dr. Tobias Klinke erhielt übrigens für sein StartUp mit zusammen mit Nader Fadl den Wuppertaler Wirtschaftspreis 2025 in der Kategorie Jungunternehmer des Jahres.
Die Fragen stellte Dr. Marcus Sigismund, der Tobias Klinke per Online-Meeting irgendwo in Asien erwischte. Nochmals herzlichen Dank, sich trotz der Zeitverschiebung den fünf Fragen unserer Redaktion zu stellen.
Frage: Als jemand, der die vielen kreativen Möglichkeiten der KI-Technik kennt, gleichzeitig der generativen KI höchst kritisch gegenüber steht, sei mir diese Eingangsfrage erlaubt: KI als wichtiger Themenbestandteil einer BWL, konkret einer Marketingveranstaltung: Ist das der Aufgriff des Hypes, den der Marketing-Spezialist gerne mitnimmt, oder tiefe Überzeugung, dass es zukünftig im Marketing ohne KI nicht mehr gehen wird?
Antwort: KI ist aus meiner Sicht keine kurzfristige Modeerscheinung, sondern eine grundlegende Technologie, die das Marketing genauso tiefgreifend verändern wird wie einst das Internet. Viele heutige Marketingprozesse – von Social Media über Automatisierung bis zu Meetings – wären ohne Internet undenkbar. Genauso wird KI künftig nahezu jeden einzelnen Prozess im Marketing berühren und beeinflussen. Deshalb bin ich überzeugt: Ohne KI wird es im Marketing mittelfristig nicht mehr gehen.
Frage : Was planen Sie konkret in dieser Veranstaltung mit Bezug auf KI-Technologien?
Antwort: In der Veranstaltung geht es vor allem darum, den Horizont für KI-Anwendungen im Marketing zu erweitern. Viele kennen und nutzen ChatGPT, aber oft sind spezialisierte Tools für konkrete marketingrelevante Aufgaben deutlich besser geeignet. Wir schauen uns deshalb für verschiedene Anwendungsfälle die jeweils besten KI-Tools an und testen diese praktisch.
Frage: Die Akzeptanz der KI-Technologie ist nicht in allen Fächern der BUW gleich hoch. Wie schätzen Sie ihre Studierenden ein: sind alle Studierende gleichermaßen bereit, KI einzusetzen, oder beobachten Sie auch Studierende, die der KI lieber aus dem Weg gehen würden?
Antwort: Ich erlebe in der Studierendengruppe eine sehr große Offenheit und Neugier gegenüber KI. Die meisten haben erkannt, dass KI-Kompetenzen im heutigen Business-Kontext – gerade in der BWL – unverzichtbar sind. Studierende, die der KI bewusst aus dem Weg gehen, sehe ich nicht.
Frage: Können Sie konkrete KI-Tools benennen, die sich Studierende der Wirtschaftswissenschaften (und ggf. anderer Fächer) anschauen sollten?
Antwort: Neben den bekannten westlichen Modellen lohnt sich für Studierende ein Blick auf leistungsstarke asiatische KI-Angebote, die hierzulande oft wenig Beachtung finden. Dazu zählen etwa Qwen, Kimi oder Manus, die jeweils für unterschiedliche Use Cases hervorragende Ergebnisse liefern. Wer sich mit diesen Modellen beschäftigt, erweitert sein Toolset deutlich.
Frage: Das Semester hat gerade erst begonnen, aber haben Sie – vielleicht aus der Veranstaltungsplanung heraus - schon Tipps für andere Lehrende, die sich nun motiviert fühlen, das Thema KI auch in Ihren Fächern aufzugreifen? Oder anders formuliert: gibt es Lessons learned mit Blick auf die Veranstaltungsplanung?
Antwort: Mein bisheriger Eindruck: Viele Studierende nutzen ChatGPT intensiv, aber alles, was darüber hinausgeht, ist für viele noch Neuland. Lehrende sollten die Veranstaltungsplanung deshalb so gestalten, dass genügend Raum für die Einführung neuer Tools bleibt – inklusive der Diskussion von Risiken und Grenzen. Es hilft, die Studierenden dort abzuholen, wo sie stehen, und dann Schritt für Schritt in die Vielfalt der KI-Werkzeuge einzuführen.
Übrigens: Im Rahmen der von Marcus Sigismund (UniService Digitalisierung Lehre) und Thomas Herrmann (BU:NDLE, FK 2) organisierten Veranstaltungsreihe KI, Forschung, Lehre an der BUW wird Dr. Klinke am Donnerstag, 15.01.2026, 10:00 – 11:00 Uhr (s.t.), online per Zoom in dem Impulsvortrag "KI im Marketing: Von der Marktanalyse bis zum digitalen Produkt" über seine Erfahrungen aus der Lehrveranstaltung des laufenden Semesters berichten. Nähere Informationen finden Sie wie üblich auf der Veranstaltungswebseite des UDL.
