Sprachsozialisationsforschung
Wie Kinder Sprache und Kommunikation lernen – Internationale Tagung an der Bergischen Universität Wuppertal

Wie Kinder Sprache und Kommunikation lernen, schauen sich Forschende vom 30. September bis 2. Oktober an der Bergischen Uni genauer an. // Foto Colourbox
Im Mittelpunkt der internationalen wissenschaftlichen Tagung steht die Frage: Wie eignen sich Kinder nicht nur Worte, sondern auch Gestik, Mimik und andere körperliche Ausdrucksformen sowie deren kommunikativen und situativen Gebrauch an? Insbesondere mithilfe von Videostudien untersuchen die Beiträge aus Perspektive der Sprachsozialisationsforschung, wie dieses Lernen in ganz verschiedenen Interaktionssituationen und Sprachgemeinschaften geschieht – beim Spielen mit Geschwistern, beim Vorlesen in der Familie, im Gespräch mit Gleichaltrigen oder im Klassenzimmer.
„Die Forschung eröffnet neue Einblicke darin, wie kommunikative Praktiken vermittelt und angeeignet und dabei zugleich soziale Beziehungen und Identitäten ausgehandelt werden“, fasst Vivien Heller zusammen. Die Professorin lehrt im Fach Germanistik an der Bergischen Universität Sprachdidaktik und organisiert die Tagung.
Lehrkräfte befähigen, Kinder individuell zu stärken
Die Erkenntnisse aus den vorgestellten Studien können helfen, Bildung so zu gestalten, dass Kinder – ob mit einer oder mehreren Sprachen aufwachsend – noch besser in ihrer sprachlichen und sozialen Entwicklung unterstützt werden. „Wenn wir verstehen, wie Kinder Sprache und Kommunikation lernen und welche Unterschiede zu erkennen sind, dann können wir – zum Beispiel – Schullehrkräfte entsprechend ausbilden, ihren Unterricht so zu gestalten, dass er Kinder individuell stärkt.“
Vor diesem Hintergrund war es Heller auch besonders wichtig, die Tagung international stark zu besetzen: „Der Austausch über verschiedene Sprachgemeinschaften ermöglicht uns spannende Einblicke und Vergleiche, die helfen, sprachliches Lernen an der Vielfalt von Menschen sowie ihren unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten auszurichten.“
Zusammenleben prägt die Sprachentwicklung
Aber nicht nur für die Schulpraxis sind die Erkenntnisse interessant. Eltern erkennen sich unter anderem in der Frage wieder, wie spielerische Neckereien in der Familie oder gemeinsame Lesezeiten zur Sprachentwicklung beitragen.
Ein weiteres Beispiel aus dem Familienalltag nennt Vivien Heller: „Beim Abendessen erzählt ein Kind, was es im Kindergarten erlebt hat. Die Eltern fragen nach, ergänzen eigene Eindrücke oder vermitteln beiläufig kommunikative Erwartungen. Das Kind lernt dabei nicht nur neue Wörter, sondern auch, wie man eine Geschichte spannend erzählt, wann man anderen ins Wort fallen darf – und wann nicht –, und wie man Aufmerksamkeit hält“.
All das beleuchten sie und ihre Kolleg*innen an drei Tagen unter dem Tagungstitel „Language Socialization Across Contexts“ (pdf-Download Programm); auf Deutsch: „Sprachsozialisation in verschiedenen Kontexten“ im Gästehaus auf dem Campus Freudenberg.
Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Tagung wird von der Bergischen Universität Wuppertal ausgerichtet. Sie ist eine Aktivität des an der Universität neu gegründeten Interdisziplinären Zentrums Sprachliches Lehren und Lernen (IZSLL). Das Zentrum bündelt Kompetenzen von Wissenschaftler*innen, die sich in ihrer Arbeit mit unterschiedlichen Sprachen, dem sprachlichen Lehren und Lernen und der Lehrkräftebildung beschäftigen, und möchte zu einem besseren Verständnis des Zusammenspiels von Sprache, sprachlichem Lernen und Identitätskonstruktionen beitragen. Daraus sollen unter anderem lernförderliche Bedingungen abgeleitet werden, die sich positiv auf die Bildungsteilhabe auswirken.
Auf einen Blick
Tagung: Language Socialization Across Contexts: Interactional and Embodied Perspectives on Children’s Sociality and Identity
Datum: 30. September bis 2. Oktober 2025
Ort: Gästehaus der Bergischen Universität Wuppertal, Campus Freudenberg, Rainer-Gruenter-Str. 3, 42119 Wuppertal.