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Nachgefragt

Schumpeters Erben – wer und was hinter dem Wirtschaftsnobelpreis 2025 steckt

13.10.2025|14:54 Uhr

Der diesjährige Wirtschaftsnobelpreis geht an Philippe Aghion, Peter Howitt und Joel Mokyr – drei Forscher, die sich intensiv mit Innovation, technischem Fortschritt und wirtschaftlichem Wandel beschäftigt haben. Ihre Arbeiten knüpfen an Ideen von Joseph Schumpeter an, dem Namensgeber der Schumpeter School of Business and Economics an der Bergischen Universität Wuppertal. Im Interview erklärt Prof. Dr. Christian Bredemeier, Inhaber des Lehrstuhls für Applied Economics an der Bergischen Universität, was hinter der ausgezeichneten Forschung steckt.

Foto Bergische Universität WUppertal

Prof. Dr. Christian Bredemeier lehrt und forscht an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft – Schumpeter School of Business and Economics der Bergischen Universität Wuppertal. // Foto Friederike von Heyden

Worum geht es in der Forschung der drei Preisträger?

Prof. Dr. Christian Bredemeier: Alle drei wurden für ihre Arbeiten im Bereich der Wachstumstheorie ausgezeichnet, das heißt für Forschung zu der Frage, wie der Lebensstandard der Menschen steigen kann. Besonders ging es dabei um dauerhaftes Wachstum, also solches, das sich über Zeiträume von mehreren Jahrzehnten oder länger hinzieht und nicht nur mittelfristige Aufholprozesse darstellt.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse der ausgezeichneten Arbeit?

In der Wachstumsökonomik ist seit langem bekannt, dass dauerhaftes Wachstum nur durch technischen Fortschritt möglich ist, das heißt durch Verbesserungen in der Produktivität der Wirtschaft. Joel Mokyr hat historische Quellen ausgewertet und festgestellt, dass die wissenschaftliche Untermauerung des technischen Wissens entscheidend ist, damit ein Kreislauf immer weiterer technischer Verbesserungen entstehen kann. Philippe Aghion und Peter Howitt haben die Mechanismen hinter dauerhaftem Wachstum untersucht und dabei vor allem das Konzept der kreativen Zerstörung ins Auge gefasst. Damit meint man, dass im Zuge des technischen Fortschritts neue Technologien oft alte verdrängen, womit Konflikte und gesellschaftliche Spannungen verbunden sein können. Das Konzept der kreativen Zerstörung wurde schon von Joseph Schumpeter, dem Namenspatron der Wuppertaler Wirtschaftsfakultät, betont und von Aghion und Howitt mit modernen Methoden weiter erforscht.

Was ist an ihrer Forschung für die heutige Wirtschaftslage besonders relevant?

Ganz allgemein, dass Fortschritt und Know-how entscheidend sind für die Bewältigung ökonomischer Herausforderungen. Die Arbeiten von Mokyr zeigen die Bedeutung von Wissenschaft auf, das kann man in der heutigen Situation nicht genug betonen. Die von Aghion und Howitt untersuchte kreative Zerstörung weist darauf hin, dass der Wunsch nach Wachstum auch mit einer gewissen Bereitschaft zum Loslassen verbunden sein sollte. Gleichzeitig zeigt sie Konfliktpotenzial auf, das Politik und Gesellschaft wachsam managen sollten.

 

Schumpeter School of Business and Economics – mehr Hintergrund zur Namensgebung

„Die Wahl Joseph A. Schumpeters als Namenspatron ist ein thematisches Bekenntnis. Wie kein anderer Wissenschaftler betonte er die Rolle des innovativen Unternehmers, der „schöpferische Zerstörung“ im Sinne eines Aufbrechens von Gleichgewichtszuständen betreibt. „Zerstört“ werden veraltete Strukturen und durch neue, durch unternehmerisches Handeln entstandene Alternativen ersetzt. Es ist nicht verwunderlich, dass in Zeiten raschen Strukturwandels und der zunehmenden Bedeutung von Innovationen für Unternehmen und Volkswirtschaften, die Arbeiten Schumpeters einen erheblichen Einfluss auf die moderne internationale betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Forschung haben.“ (Von der Webseite der Fakultät: „Die Schumpeter School – Zielsetzung“)