Aus 100 Prozent Industrieabfällen: Wuppertaler Wissenschaftler stellen „Zirkelmesser“ vor

30.09.2021|16:53 Uhr

Wissenschaftler der Bergischen Universität Wuppertal haben in Kooperation mit Unternehmen aus der Region eine neu durchdachte Produktionskette, in der keine neuen Rohmaterialien verbraucht, sondern 100 Prozent Industrieabfälle genutzt werden, ermittelt. Im Rahmen des Projekts „RegRess – Regionales Ressourcenmanagement“ – ein Teilprojekt unter dem Projektdach „Urbane Produktion im Bergischen Städtedreieck“ – haben sie nun ein erstes beispielhaftes Produkt vorgestellt: das „Zirkelmesser“.

Präsentierten das Zirkelmesser (v.l.): Maximilian Fischer (Frank Fischer GmbH), Franz Wieck (Projektleiter, Bergische Universität), Dr. Ing. Karl-Peter Born (Franz Güde GmbH) und Uta Schneider (Geschäftsführerin Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Koordination Urbane Produktion).
Foto: BSW
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Die Idee hinter „RegRess“ ist, dass Roh- und Abfallmaterialien aus Herstellungsprozessen der metallverarbeitenden Industrie im Bergischen Städtedreieck von mehreren Unternehmen gemeinsam genutzt werden können. Dazu müssen zum Beispiel die speziellen Legierungen, die bei einer Produktion abfallen, identifiziert und hinsichtlich einer Weiternutzung in einer anderen Produktion überprüft werden. Im Rahmen des Projekts werden verarbeitende Betriebe erfasst, auf ihre Materialien hin untersucht und Verknüpfungen hergestellt. So können mögliche Stoffkreisläufe angestoßen werden. Das Projekt ist offen für alle Unternehmen in der Region. Das Projektteam hat nun sein erstes beispielhaftes Produkt vorgestellt, dass die Projektidee greifbar macht.

Entstanden ist ein typisch bergisches Produkt: ein Küchenmesser. Beim Herstellungsprozess wird das genutzt, was in anderen Produktionen abfällt, es werden keine neuen Rohmaterialien verbraucht: Aus ausgedienten Kreismessern aus hochwertigem Stahl werden durch ein Unternehmen vor Ort Rohlinge „geschnitten“, sodass kein Stahl energie- und ressourcenaufwendig erneut erzeugt werden muss. Kunststoffreste aus einem anderen Unternehmen werden zu einem Griff gespritzt. Schliff, nachhaltige Verpackung und Vertrieb erfolgen durch weitere Unternehmen.

„Alle Unternehmen, die an diesem Kreislauf mitwirken, stammen aus dem Bergischen Städtedreiecke. Das garantiert kurze Wege und die Materialien werden nicht entsorgt, sondern wiederverwertet. Das Ergebnis ist eine ressourceneffiziente und resiliente Wertschöpfungskette“, erklärt Franz Wieck, Projektleiter und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Produktsicherheit und Qualität von Prof. Dr. Manuel Löwer. Die ökologischen Effekte, die sich bei der Produktion dieses Zirkelmessers laut der Forschenden ergeben: Nur ein Siebtel der Energie für die Herstellung wird benötigt, der Wasserverbrauch reduziert sich auf ein Hundertstel, der CO2-Fußabdruck auf ein Sechstel, Transportwege entfallen.

An dem Forschungsprojekt beteiligt ist die Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik der Bergischen Universität Wuppertal mit dem Lehrstuhl für Neue Fertigungstechnologien und Werkstoffe sowie dem Lehrstuhl für Produktsicherheit und Qualität, das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH sowie der FGW Forschungsgemeinschaft Werkzeuge und Werkstoffe e. V.

RegRess ist eines von sieben Einzelprojekten, die unter dem Dach „Urbane Produktion“ u. a. Pilotvorhaben mit Mehrwert für soziales, nachhaltiges, vernetztes, innovatives und wirtschaftliches Produzieren in die Städte der Bergischen Region bringen sollen. Das Projekt „Urbane Produktion im Bergischen Städtedreieck – Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Quartiersentwicklung“ wird vom NRW-Wirtschaftsministerium und von dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Laufzeit des Projektes ist bis Ende 2022. Es wird koordiniert von der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft.

Kontakt:
Franz Wieck
Lehrstuhl für Produktsicherheit und Qualität
Telefon 0202/439-2081
E-Mail wieck[at]uni-wuppertal.de

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