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Antisemitismus begegnen: Leitfaden für Schulen bietet jetzt Hilfestellung in vier Sprachen

Ob im Klassenzimmer, auf dem Schulhof oder beim Elternabend: Der Leitfaden bietet Schulen und Padagog*innen eine Hilfestellung im Umgang mit Antisemitismus. // Foto Colourbox
„In Gesprächen nach der Erstveröffentlichung des Leitfadens hat sich bestätigt, dass es keine internationale Debatte darüber gibt, wie antisemitismuskritische Bildungsarbeit in Schulen aussehen kann. Mit Englisch und Spanisch haben wir daher für unseren Leitfaden zwei Weltsprachen gewählt; mit Arabisch wiederum eine Sprache, die uns im Kontext der in den 2020er Jahren begonnenen Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den Golfstaaten als sinnvoll erschien“, erklärt Mitautor Dr. Marc Grimm, der aktuell an der Bergischen Universität Wuppertal die Professur für die Didaktik der Sozialwissenschaften vertritt.
Der Leitfaden thematisiert neben der unterrichtlichen Bildung auch außerunterrichtliche Angebote, Elternarbeit, Schulkultur und emotionale Bildung. „Er ist keine Materialsammlung, vielmehr geht es uns darum, dass er Anregungen gibt, über verschiedene Erscheinungsformen von Antisemitismus nachzudenken, auch Fallstricke benennt und eine Hilfestellung gegen das Gefühl bietet, nicht sprechfähig zu sein“, betont Grimm. Das Ergebnis ist eine Sammlung praxisorientierter Handlungsempfehlungen, um Schulen zu Orten der Sicherheit und Wertschätzung für Schüler*innen jüdischen Glaubens zu machen. Vorgestellt werden Beispiele zur schulischen Arbeit, die in kleinen Schritten verwirklicht werden können. Die einzelnen Kapitel stehen für sich und sind bewusst kurz gehalten, um die Handreichung lesbar zu halten.
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Auch wenn der Leitfaden immer wieder Bezug auf die konkrete Situation in Nordrhein-Westfalen nimmt, seien die Hinweise für Schulen anderer Bundesländer gleichsam relevant, betonen die Autoren. Auch in den Übersetzungen ins Englische, Spanische und Arabische weisen Grimm und Mitautor Florian Beer darauf hin, dass es sich bei dem Leitfaden um Erkenntnisse aus der deutschen Debatte handelt und Bildung in Deutschland in die Zuständigkeit der Bundesländer fällt, merken dennoch an: „Wir sagen keinesfalls: Seht her, wir aus NRW erklären euch die Welt! Da sich in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern jedoch in den vergangenen zehn Jahren ein eigenständiges Forschungsfeld zum pädagogischen Umgang mit Antisemitismus in der Schule etabliert hat und wir über entsprechendes Wissen verfügen, denken wir, dass der Leitfaden auch im Ausland Impulse zur Weiterentwicklung antisemitismuskritischer Bildungsarbeit geben kann.“
Mehr Hintergrund zum Leitfaden
Der Leitfaden „Eine sichere Schule für Jüdinnen und Juden“ ist ein Ergebnis des Verbundprojekts EMPATHIA³, das der Professionalisierung zukünftiger Polizist*innen und Lehrer*innen im Umgang mit Antisemitismus dient. Dazu entwickelt, implementiert und evaluiert das Verbundprojekt ein Kerncurriculum zur Antisemitismusprävention, einen digitalen Test zur Erfassung von Wissen und Einstellungen und ein gemeinsames Kursprogramm für die Zielgruppen. Mit der EMPATHIA³ Working Paper Series vermittelt das Verbundprojekt seine Forschungsergebnisse an Stakeholder aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Gesellschaft.
Das Verbundprojekt EMPATHIA³ wird im Rahmen der Förderlinie „Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus“ vom Bundesforschungsministerium gefördert.
Dr. Marc Grimm vertritt aktuell die Professur für die Didaktik der Sozialwissenschaften an der Bergischen Universität Wuppertal und ist Projektleiter des EMPATHIA³-Teilprojekts „Sozialwissenschaftliche Grundlagenforschung zu aktuellem Antisemitismus in jugendlichen Milieus und zu Einstellungen bei Polizist*innen“. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Bildung gegen Antisemitismus, Sozialisation und Krise, Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus. Außerdem ist er Mitherausgeber der Reihe „Antisemitismus und Bildung“ im Wochenschau Verlag.
Florian Beer ist Oberstudienrat für Geschichte/Sozialwissenschaften und Erziehungswissenschaft und vom Ministerium für Schule und Bildung als pädagogischer Mitarbeiter abgeordnet zur Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit – Beratung bei Rassismus und Antisemitismus (SABRA) bei der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Sein zentrales Arbeitsfeld ist die antisemitismuskritischen Schulentwicklung.
Zur Webseite des Verbundprojekts EMPATHIA³