Weltpopulation der Feuersalamander lebt in Deutschland
Dr. Sabrina Bleidißel / Biologie
Foto: UniService Third Mission

Die Weltpopulation der Feuersalamander lebt in Deutschland

Die Biologin Sabrina Bleidißel über einen im Bergischen Land weit verbreiteten Lurch und seine ungewisse Zukunft

Die Menschen nennen ihn Regenmännchen, gelber Schneider, Bergnarr oder Regenmolli. Gemeint ist der heimische Feuersalamander, ein nachtaktiver Lurch, der dem ein oder anderen Wanderer auch durchaus schon mal am Tag über den Weg läuft.

„Der Feuersalamander ist bei uns heimisch, d.h. der ist hier ursprünglich auch verbreitet“, sagt Dr. Sabrina Bleidißel aus der Biologie an der Bergischen Universität. „Sie leben in ganz Europa verbreitet, aber in Deutschland liegt der größte Schwerpunkt. Daher hat Deutschland auch eine besondere Verantwortung für diese Art.“

Feuersalamander leben praktisch nebenan

Im Gespräch verrät die Wissenschaftlerin, dass man den Feuersalamander praktisch vor der Haustüre finde, wenn man nur wisse, wo man nachsehen müsse. „Z. B. lebt der Feuersalamander direkt neben der Uni in dem Ostersiepenbach, das ist der kleine Bach zwischen dem Hauptgebäude und der Unihalle. Da gab es früher einmal eine große Population. Wir finden heute tatsächlich nur noch Reste davon, einzelne Tiere, die uns Studenten melden. Wir haben den Bach schon mehrfach kartiert.“ Die meisten Feuersalamander finde man in naturnahen Quellbächen, die es hier in Wuppertal ganz häufig gebe, also fließende, saubere und fischfreie Gewässer ohne Signalkrebse. „Signalkrebse sind invasive Tiere, die den heimischen Edelkrebs durch die mitgebrachte Krebspest töten und die Larven des Salamanders fressen“. In Wuppertal gibt es noch einzelne große und gesunde Populationen, andere Feuersalamanderpopulationen wie die aus dem Burgholz oder dem Kaltenbachtal sind beispielsweise nahezu ausgelöscht.

Feuersalamander, die dunklen Augen sind extrem lichtsensitiv,
Foto: CC BY 4.0

Leuchtend gelbe Farbe dient der Abschreckung

Sieht man einen Feuersalamander in der freien Natur, fällt einem sofort die leuchtend gelbe Färbung auf. „Das ist tatsächlich eine Warnung“, erklärt Bleidißel, „diese Warnung sagt: ich bin giftig, friss mich nicht! Die ist permanent da, praktisch als Warntracht. Die wasserlebenden Larven der Feuersalamander haben diese Färbung noch nicht. Was wir hier schon beobachten konnten, ist, dass die Larven hier in einigen Bächen ziemlich hell sind und in anderen sind sie sehr dunkel.“ Jedes einzelne Tier habe ein individuelles Farbmuster, so dass man auf Fotografien mehrerer Jahre dasselbe Tier immer wieder erkennen könne. Hilfe bei der Wiedererkennung erhalten die Wissenschaftler auch von Studierenden, Naturliebhabern oder Spaziergängern, die, ob zufällig oder bewusst gesucht, lebende und auch tote Salamander fotografieren und diese Funde melden. Meldungen könne man jederzeit an die Biostation, die Untere Naturschutzbehörde, das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in NRW oder auch an die Bergische Universität richten, denn dort leiten die Biologen die Aktion BioBlitz, ein bis Ende September dauerndes Projekt, mit dem Ziel, am Campus Grifflenberg und Umgebung so viele Pflanzen, Tier- und Pilzarten wie möglich zu identifizieren.

Salamandrin für den Menschen harmlos

„Salamander haben beidseitig am Kopf Ohrdrüsen, die sogenannten Parotiden und hinten auf dem Rücken haben sie Drüsenreihen aus denen sie ihr Gift, das Salamandrin, bei Gefahr oder Stress abgeben. Man liest auch, dass sie es bis zu einem Meter wegspritzen können, das habe ich aber selber auch noch nicht gesehen“, sagt die Fachfrau. Dieses für den Menschen harmlose Gift wirkt auf Fressfeinde abschreckend. Sie sollten trotzdem auch vom Menschen nicht angefasst, sondern nur beobachtet werden. Zur Häutung ziehen sich die Tiere in Verstecke zurück, denn dann sind sie besonders schutzlos.
Ein Irrglaube führte, wenn man historischen Aufzeichnungen Glauben schenken darf, zum Namen des Feuersalamanders, denn tatsächlich, erklärt die Forscherin, hätten die Menschen früher gedacht, dass man mit diesen Tieren Brände löschen könne und warfen sie dementsprechend ins Feuer.

Feuersalamander beim Absetzen der Larven, Foto: CC BY-SA 4.0

Nachwuchssteuerung im Klimawandel

Bei der Paarung nimmt das Weibchen das Samenpaket des Männchens auf und kann es sogar mehrere Jahre speichern. „Das ist eine sinnvolle Vorrichtung, wenn die Weibchen mal länger keinen Paarungspartner finden oder aber die Bedingungen draußen schlecht sind“, erklärt Bleidißel, „wenn Bäche ausgetrocknet sind, können die Tiere das hinauszögern. Dann können sie auch erst ein oder zwei Jahre später ihre Eier befruchten, um dann die Larven abzusetzen.“ So passen sich die Tiere den Umweltbedingungen an.
Feuersalamander sind ortstreu, was für die Wissenschaft perfekte Untersuchungsmethoden schafft. „Das ist wunderbar“, erklärt die Biologin, „vor allem in Verbindung mit dem gelben Fleckenmuster, denn man erkennt sie immer wieder. Für uns ist das gut, weil wir Fotos von den Tieren machen und sie dann auch wiedererkennen. Wir erhalten Informationen zum Alter oder auch dem Bewegungsradius oder manchmal sogar, mit welchem Partner sie sich paaren. Das kann man sehr gut abends beobachten.“ Die beste Zeit sei in etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang, wenn es regne, dann könne man tolle Beobachtungen machen. Ein Ort, an dem dann besonders viel los sei ist der Kupferhammer in Ronsdorf. Aber auch auf vielen Friedhöfen könne man Feuersalamander beobachten. „Da gibt es viele Versteckmöglichkeiten, genug Feuchtigkeit und es ist abends ruhig“, sagt die Wissenschaftlerin.

Tödliche Krankheit breitet sich aus

Ungefähr 20 Jahre, in Gefangenschaft sogar 50 Jahre alt, kann so ein Feuersalamander werden. Doch viele Tiere erreichen aktuell dieses Alter nicht. Seit ein paar Jahren greift die sogenannte Salamanderpest um sich. In den Niederlanden sind die Tiere bereits vom Aussterben bedroht. In Wuppertals Burgholzarreal oder rund um Müngsten gibt es bereits viele salamanderfreie Bereiche. „Bei der Salamanderpest handelt es sich um einen eingeschleppten Töpfchenpilz, der ursprünglich aus Asien über Tiertransporte nach Europa gelangte“, berichtet Bleidißel. „Bei den Salamandern löst dieser Pilz eine Hauterkrankung aus, an der sie in der Regel auch sterben. Auch bei uns in NRW ist Bsal, so ist die Abkürzung dieser Erkrankung, stark verbreitet und wir haben in Wuppertal bereits schwere Verluste hinnehmen müssen“. In Gefangenschaft gehaltene Tiere lassen sich durch eine Wärmebehandlung von diesem Pilz befreien. Den im Freiland lebenden Amphibien kann auf diese Weise nicht geholfen werden. Daher gilt die Erhaltungszucht des Feuersalamanders in Gefangenschaft als sinnvoll, um wild lebende Bestände langfristig zu sichern. Die nachgezüchteten Tiere können und sollen später ausgewildert werden.

Naturinteressierte sind daher aufgerufen, jedwede Sichtung eines Salamanders zu melden. „Nur so bekommen wir einen guten Überblick über die aktuelle Lage.“ Treffe man im Wald auf ein Schild mit der Aufschrift ´Salamanderpest`, sollte man seine Schuhe nach dem Spaziergang auch desinfizieren, rät die Biologin, denn sonst trage man diesen Pilz auch in das nächste Waldgebiet hinein. „Natürlich sollten auch die Hundepfoten ordentlich gesäubert werden.“ Der Lehrstuhl für Zoologie der Uni Wuppertal betreibt als einzige Uni in NRW eine Quarantäne- und Zuchtstation für Feuersalamander. Um auch künftig anfallende Kosten zu decken, damit der Feuersalamander auch heimisch bleibt, sind die Organisatoren auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Unter diesem Link freut sich der Lehrstuhl daher über Spenden: https://kooperation.uni-wuppertal.de/de/bergischer-feuersalamander/

Mensch meets Lurch

Das richtige Verhalten bei einer Begegnung zwischen Mensch und Lurch erläutert Bleidißel abschließend so: „Kurz angucken, wenn möglich ein Foto mit Standortdaten machen und weitergehen!  Das Tier sollte nicht gestört und vor allem nicht angefasst werden, denn es ist ein geschütztes Tier. Wenn es tagsüber gesehen wird, sich merkwürdig verhält oder Wunden sichtbar sind, sollte es gemeldet werden. Bei uns ist die Biostation Mittlere Wupper der richtige Ansprechpartner.“

Weitere Informationen unter:
https://www.lanuk.nrw.de/fileadmin/lanuvpubl/4_arbeitsblaetter/Anlage_1_-_Liste_der_regionalen_Bsal-Ansprechpersonen.pdf

https://nabu-naturgucker.de/meldeportal/naturbeobachtungen-melden/bsal/

https://observation.org/bioblitz/17625/bioblitz-campus-grifflenberg-2025/

Uwe Blass

Dr. Sabrina Bleidißel arbeitet als Akademische Rätin in der Arbeitsgruppe Zoologie und Didaktik der Biologie der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften der Bergischen Universität.